Eine neue Form der Arztberatung soll jetzt Abhilfe schaffen. Orthopädie-Patienten der Berliner Vivantes-Gruppe können sich ab dem1. Oktober mit einer speziellen Software ergänzend zum Arztgespräch über die Besonderheiten eines Eingriffs informieren.
Und so funktioniert's: Der Patient bekommt von seinem Arzt eine Kennung für das Programm "Emmi" (Expectation Management and Medical Information) im Internet. Er registriert sich und betrachtet eine Präsentation. Diese enthält neben einer allgemeinen Aufklärung auch Informationen über Risiken und Alternativmethoden. Danach soll der Kranke Fragen aufschreiben.
In der nächsten Sprechstunde kann der Arzt erkennen, welche Informationen sich der Patient angesehen hat. Zusätzlich soll das Gespräch dazu dienen, die Fragen zu beantworten und zu überprüfen, ob der Patient die erhaltene Information verstanden hat.
Ein solches Verfahren hat nach Meinung der Klinikleitung Vorteile für beide Seiten: Der Kranke kann sich in den eigenen vier Wänden und so oft er möchte mit der OP auseinander setzen. Für den Mediziner übernimmt das Programm die Dokumentation der Informationen, die der Patient erhalten hat. Dies kann für Ärzte wichtig sein, wenn ein Patient vor Gericht wegen mangelnder Aufklärung klagt. In diesem Fall muss der Arzt nachweisen, welche Informationen er vermittelt hat. Die meisten Mediziner arbeiten heute mit Formblättern, die Klauseln enthalten wie "Ich habe keine weiteren Fragen mehr".
Dennoch reicht das nicht immer als Nachweis aus. "Es gab Fälle, da konnten die Patienten glaubhaft machen, dass sie dachten, sie hätten nur einen Beleg für die Abrechnungsfirma unterschrieben", sagt Christian Dierks, Anwalt für Medizinrecht. Emmi dokumentiere, welche Information der Patient gelesen hat. Das könne die Chancen von Medizinern vor Gericht erhöhen. Emmi wird bereits seit drei Jahren an US-Kliniken eingesetzt.